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Klimaziele auf hoher See vertagt

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Klimaziele auf hoher See vertagt

Ein geplantes globales Klimaabkommen zur CO2-Bepreisung in der Schifffahrt ist vorerst gescheitert, da die Abstimmung auf Druck der USA um ein Jahr verschoben wurde. Dies stellt einen Rückschlag für den internationalen Klimaschutz dar.

Wichtigste Punkte

  • Die Verabschiedung eines internationalen Klimaabkommens zur CO2-Bepreisung in der Schifffahrt wurde aufgeschoben.
  • Die USA übten erheblichen Druck aus, um die Umsetzung des Abkommens zu verhindern.
  • Saudi-Arabien brachte den Antrag zur Vertagung der Abstimmung ein.
  • Neben den USA und Saudi-Arabien sprachen sich auch andere große Ölproduzenten gegen die CO2-Abgabe aus.
  • Die EU wurde für ihre vermeintlich zu leise Reaktion und verpasste Gelegenheit zur Einflussnahme kritisiert.
  • Das Abkommen sollte Anreize für die Umstellung auf klimafreundlichere Kraftstoffe schaffen und ab 2027 für große Schiffe gelten.

Hintergrund

Die internationale Schifffahrt trägt erheblich zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei und befeuert damit den Klimawandel. Um diese Emissionen zu reduzieren, hatten sich die Mitgliedsstaaten der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) im Jahr 2023 das Ziel gesetzt, bis etwa 2050 Klimaneutralität in der Schifffahrt zu erreichen. Als Zwischenschritte wurden Ziele für 2030 und 2040 festgelegt. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Strategie war die Einführung eines globalen Systems zur Bepreisung von CO2-Emissionen, das im April 2025 grundsätzlich befürwortet wurde. Dieses System soll Reedereien dazu anhalten, in klimafreundlichere Technologien und alternative Kraftstoffe zu investieren. Die nun erfolgte Vertagung der Abstimmung gefährdet die zeitnahe Umsetzung dieser Klimaziele.

Zahlen & Fakten

  • IMO: Sonderorganisation der Vereinten Nationen für die Seeschifffahrt.
  • Net-Zero Framework: Geplantes Maßnahmenpaket, das Standards für Treibstoffe definiert und Treibhausgasemissionen bepreisen soll.
  • Betroffene Schiffe: Schiffe mit mehr als 5.000 Tonnen Ladekapazität (ca. 85% der CO2-Emissionen der internationalen Schifffahrt).
  • Geplanter Start: Die Regeln sollten ab 2027 in Kraft treten.
  • Befürworter: China, Brasilien, Großbritannien, EU-Staaten.
  • Gegner: USA, Saudi-Arabien, Russland, Vereinigte Arabische Emirate.

Einordnung

Das Scheitern des Klimaabkommens stellt einen erheblichen Rückschlag für die Bemühungen dar, die Treibhausgasemissionen der internationalen Schifffahrt zu reduzieren. Die Vertagung der Abstimmung untergräbt das Vertrauen in die internationale Zusammenarbeit beim Klimaschutz und sendet ein negatives Signal an die Schifffahrtsindustrie, die nun mit Unsicherheit hinsichtlich zukünftiger Regulierungen konfrontiert ist. Besonders betroffen sind Länder, die stark vom Klimawandel betroffen sind, da die Reduktionsziele möglicherweise nicht rechtzeitig erreicht werden. Die Entscheidung zeigt auch die Macht einzelner Staaten, insbesondere der USA, bei internationalen Verhandlungen und verdeutlicht die Notwendigkeit eines stärkeren Engagements anderer Akteure, um globale Klimaziele zu erreichen. Die Kritik am Verhalten der EU deutet darauf hin, dass eine aktivere Rolle und eine klarere Positionierung erforderlich sind, um den Einfluss von Bremsern zu begrenzen und den Klimaschutz voranzutreiben.

Ausblick

Es bleibt abzuwarten, ob im kommenden Jahr ein Konsens über ein globales CO2-Bepreisungssystem für die Schifffahrt erzielt werden kann. Die Haltung der USA unter der gegenwärtigen Regierung wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Sollte sich die politische Situation in den USA ändern, könnten sich neue Chancen für eine Einigung ergeben. Bis dahin werden regionale Initiativen, wie beispielsweise auf EU-Ebene, an Bedeutung gewinnen, um den Druck auf die Schifffahrtsindustrie zur Reduzierung ihrer Emissionen aufrechtzuerhalten. Es ist zu erwarten, dass die Diskussionen und Verhandlungen über Klimaschutzmaßnahmen in der Schifffahrt intensiviert werden, da der Druck der Öffentlichkeit und der Klimaforschung auf eine rasche Reduzierung der Treibhausgasemissionen weiter zunimmt.

Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/un-klimaschutz-abkommen-schifffahrt-100.html